(Un-)soziale Netzwerke
Immer wieder gerate ich zwischen Fronten. Mal zoffen sich zwei Freundinnen und beide verlangen, dass ich mit der anderen kein Wort mehr spreche, weil die andere diese jetzt doof findet. Entscheide ich mich für eine Seite, bin am Ende ich die Dumme. Versuche ich zu vermitteln, bin am Ende ich die Dumme. Mache ich gar nix, bin am Ende ich die Dumme. Lasst mich doch aus eurem Krieg raus!
Als Jugendliche hatte ich ständig diese Drahtseilakte und mich irgendwie durchgehangelt. Meine beste Freundin hatte plötzlich eine neue beste Freundin und ich war doof. Okay. Dann habe ich mich mit einer anderen Freundin allmählich soweit angefreundet, dass sie zur neuen besten Freundin avancierte und plötzlich war ich doof und ne andere war wieder die beste Freundin.
Mein ganzes Leben komme ich mir vor, wie derjenige, der bei der „Reise nach Jerusalem“ ohne Stuhl da steht, wenn die Musik aufhört zu spielen. Ich bin immer übrig. Aber meistens kann ich damit umgehen. Ich gebe nicht auf, ich muss doch einen Platz haben, an den ich hingehöre. In meine Familie. Da gehöre ich hin. Ich werde aber immer die Schwester, Tochter, Cousine, Tante, Enkelin, Nichte sein…
Soziale Netzwerke und ich
Eigentlich bin ich ja ein sehr geselliger Mensch und mag es auch, wenn ich in vielen Gruppierungen zumindest am Rand dazu gehöre und ein bisschen mitreden und mitmachen darf. Aber die sozialen Netzwerke üben eine seltsame Faszination und gleichzeitig Abschreckung auf mich aus. Einerseits bin ich gerne dort unterwegs und erzähle über mich und mein Leben und vor allem Shiva.
Andererseits gibt es wieder viele Streitereien und immer wieder wird man vor die Wahl gestellt: Entscheide dich! Ich oder der/die/das! Wehe, du entfolgst nicht. Warum muss ich mich eigentlich entscheiden? Warum? Ich möchte das nicht. Ich möchte dem folgen, dem ich will. Ich möchte dem entfolgen, dem ich nicht mehr folgen will. Weil ich es möchte und nicht, weil jemand es fordert. Ich würde niemals etwas weitergeben oder an andere weitererzählen.
Warum auch? Es ist nicht meine Angelegenheit und ich habe die bittere Erfahrung machen müssen, wie schnell man der Buhmann ist, wenn man versucht zu vermitteln oder Partei ergreift. Oft genug hab ich mich schon vor eine Freundin gestellt und diese verteidigt, wenn ich meinte, dass sie ungerecht behandelt wird. Der Streit war schnell vorbei und alle waren wieder Freunde, aber ich war plötzlich die Streiterin. Warum? Weil ich jemanden verteidigt habe. Hmmm… also lasse ich das besser.
Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen
Nach unzähligen schlechten Erfahrungen verfahre ich nach dem Motto: Betrifft es mich nicht, ist es nicht mein Zirkus, nicht meine Affen. Ich ziehe mich zurück, wie ein Erdmännchen, das Gefahr wittert und tauche erst wieder auf, wenn die Gefahr gebannt ist. In diesem Sinne… macht es unter euch aus!