
Liebeserklärung an mein kleines Wuschelmädchen
Meine kleine Shivamaus…

Inzwischen ist es über 11 Jahre her, dass du in mein Leben getreten bist.

Du kamst bei Nacht in einem Transporter. Alle Alarmglocken schrillten bei mir. Autobahnparkplatz. Zig Hunde in engen Boxen. Es stank bestialisch. Du warst in die Ecke der Box gedrängt, vor dir zwei junge Rüden. Der Fahrer hat dich an einem zarten Vorderpfötchen aus der Box gezerrt und mir grob in den Arm gedrückt. Ich wollte dort nur noch weg. Keine Leine am Halsband, das Halsband viel zu groß. Der Ring war schwerer als du. Ich spürte deine Knochen, dein struppiges Fell, überall Schorf. Schnell hab ich dich zu meinem Auto getragen und zu Rocky gesetzt. Ich hab dir ein Geschirr angezogen, die Leine daran befestigt und dann sind wir über einen Rasenstreifen gelaufen. Du hast gezittert und wolltest dich gar nicht bewegen. Was hat man dir nur alles angetan? In dieser Nacht fuhren wir nur noch heim, ich hab dich nochmal in den Garten gelassen. Rocky fand dich drollig. Er hat dich trotz schwerer Krankheit angespielt. Du hat ihn gleich toll gefunden. Es war mein 35. Geburtstag. Am nächsten Tag hatten wir volles Programm. Du hast es erstaunlich gut gemeistert. Deine körperlichen Verletzungen heilten schnell… deine Seele ist vernarbt.

Zwei Wochen später starb Rocky und du warst total verunsichert. Ich wusste nicht wohin vor lauter Trauer und hatte ein Hundekind an meiner Seite, das mich total überforderte. Vor allem in meiner Gemütsverfassung. Aber ich wollte dich nicht aufgeben. Es musste mir noch möglich sein, dich zu einem normalen Hund zu machen. Du hast mich attackiert, du hast andere Hunde attackiert, du hast geknurrt und gezittert und bist vor allem zurückgewichen. Ich hab dich beschützt, in Schutz genommen und allmählich hast du dich in mein Herz geschlichen. Mit jedem Tag bist du freundlicher und mutiger geworden. Plötzlich war die Welt toll. Alles war voller bunter Luftballons. Deine Ängste verloren sich und du hast jeden Hund zum Spielen aufgefordert. Ich hätte heulen können vor Glück. Natürlich hatten wir Rückschläge. Du bist überrannt worden, hast dich gewehrt und bist gebissen worden. Du wurdest an der Leine angegriffen und hast dich gewehrt und warst wieder die Leidtragende. Jeder Rückschlag hat uns beide tief getroffen. Wieso müssen andere so egoistisch sein und uns alles kaputt machen? Die körperlichen Wunden heilten schnell… die Seele ist vernarbt.

Nach über 6 Monaten bei mir hast du dich das erste Mal vor mir auf den Rücken geschmissen, damit ich dir den Bauch kraulen kann. Du hattest Vertrauen in mich. Wir haben geschmust, gekuschelt und viele schöne Erfahrungen gesammelt. Ich bin mit dir in den Urlaub gefahren und als du – ganz Hund – mein Zelt bewachen wolltest, hat dich ein wildfremder Mann ganz böse getreten. Von dieser Attacke in vermeintlicher Sicherheit hast du dich auch nach mittlerweile über 3 Jahren noch nicht erholt. Jede böse Erfahrung trifft dich tief in deine kleine Seele. Vielleicht schaffe ich es, diese Erfahrung eines Tages zu überdecken. Wir bleiben dran, aber ich muss immer besonders aufpassen. Jedes Mal, wenn ich denke, jetzt haben wir es… dann passiert wieder etwas und ich darf wieder von vorne anfangen. Deine körperlichen Verletzungen heilen ab, die Seele bleibt vernarbt.
An deinem zweiten Geburtstag hatte ich panische Angst dich zu verlieren. Du musstest notkastriert werden. Dein zartes Leben hing an einem seidenen Faden. Was, wenn du die Narkose nicht verträgst? Was, wenn es Komplikationen gibt? Ich hätte es mir nicht ausmalen können… Als du mich wenige Stunden nach der Narkose angespielt hast und enttäuscht warst, dass du nicht rennen durftest, musste ich dich knuddeln, weil du es geschafft hast! Vielleicht habe ich erst in diesem Moment realisiert, wie sehr ich dich liebe. Wie sehr du dich nicht nur in mein Herz, sondern auch in meine Seele geschlichen hast.

Ich werde dich niemals aufgeben. Wir beide haben gemeinsam gelernt, was es heißt die Vergangenheit hinter sich zu lassen und zu Leben. Mit der Zeit hast du die Ängstlichkeit abgelegt und warst der fröhliche, freundliche und auch wagemutige Hund. Manchmal zieht ein dunkler Schatten über deine kleine Seele, aber die Sonne scheint schnell wieder in unserem Leben. Wir schütteln immer schneller unsere Tiefs ab, weil wir zusammen sind. Deine Wunden heilen, die Seele heilt auch… langsam… ganz langsam…

Du bist neugierig, gierig auf das Leben und so verrückt, dass jeder Tag ein Abenteuer ist. Du bist nicht der Hund, den ich mir gewünscht hatte, aber genau der, den ich brauchte. Du warst vielleicht nicht mein Wunschhund, aber du bist mein Traumhund.

Ich liebe dich, mein kleines Wuschelmädchen