Vor einigen Jahren sagte mal eine Freundin zu mir: „Wenn du immer in Kinderbettwäsche schläfst, bekommst du nie nen Mann.“ Ich liebte meine Garfield-Bettwäsche und zog sie sehr traurig ab und schenkte sie meinem Neffen. Stattdessen kaufte ich mir „Erwachsenenbettwäsche“ und habe sie nicht gemocht.

Dieselbe Freundin kritisierte meinen Kleidungsstil und meinen mangelnden Eifer beim Schminken. Also legte ich mir eine andere Garderobe zu und schminkte mich mehr. Ich fühlte mich wie verkleidet. Das Make-up reizte meine Haut und ich hatte ständig Pickel, die ich überschminken musste.

Dann fragte ich mich: „Was will ich eigentlich? Will ich überhaupt einen Mann? Und wenn ich nur einen Mann bekomme, wenn ich mich komplett verstelle, muss ich mich dann mein Leben lang verstellen? Ich bin das doch nicht… Also zog wieder eine lustige Bettwäsche ein. Ich schmiss mein Make-up weg und die schicken Klamotten wanderten in die Kleidersammlung.

Alleine und glücklich?

Ich bin seit einigen Jahren Single und vermisse nur selten einen Partner. Eigentlich könnte diese Sehnsucht nach Gesellschaft auch eine Freundin erfüllen. Zumindest möchte ich mich nicht mehr verstellen müssen, da bleibe ich lieber ich und alleine. Zusammen mit Shiva lebe ich bei meinen Eltern unterm Dach. Ja, es ist irgendwie provisorisch und ich hätte gerne mehr eigenes Reich, aber es ist ja auch eine finanzielle Frage.

Warum sollte ich eine Mietwohnung bezahlen, wenn ich doch im Eigenheim wohnen kann und das Geld in der Familie bleibt? Meine Eltern können so das Haus halten und sich so hoffentlich noch ein paar schöne Urlaube leisten. Zumindest sag ich mir das immer… Vielleicht hab ich auch nur Angst vor der Einsamkeit.

Was will ich eigentlich?

Eigentlich möchte ich gar nicht, dass sich was ändert. Ich hab einen Job, den ich echt gerne mache. Ich habe eine sehr gemütliche Single-Bude und fühle mich dort wohl. Ich habe einen tollen Hund, der genauso wenig den gewünschten und erwarteten Regeln entspricht, wie ich selbst. Trotzdem fühlen wir beide uns hier wohl und sie ist deutlich ausgeglichener, als sie es vorher war.

Ich bin aber realistisch genug, um zu wissen, dass es nicht immer so bleiben kann. Wir werden alle älter. Mein Opa hatte heute seinen 6. Todestag. Er wäre dieses Jahr 101 geworden. Meine Oma wird 92. Meine Eltern sind bald 73 Jahre alt. Es kann nicht für immer so schön bleiben, wie ich es grade habe.

Aber egal, was kommen wird. Ändern kann ich es nicht. Beeinflussen werde ich es nicht. Ich warte einfach ab und lebe mein Leben so gut ich es kann und lasse es auf mich zu kommen. Ich bin einfach gespannt, was noch so kommt und hoffe, dass es mich nicht überfordert. Das mit dem Erwachsensein habe ich irgendwie ausprobiert und es hat mir nicht gefallen. Lieber bleibe ich ein ewiger Teenager. In Jeans, Hoodie und Turnschuhen. So bin ich, so bleibe ich.